Hallo ihr Lieben,
wie versprochen, die Fortsetzung über die Bewerbungsphase;), wenn auch etwas später als geplant.
Phase 2: Das Vorstellungsgespräch
Während
meine Mitschüler also in den Schulbus stiegen, um ihre Geschichtsklausur
zu schreiben, nahm ich den Zug nach Düsseldorf. Da ich ein möglichst
billiges Ticket gebucht hatte, sollte die Fahrt für mich eigentlich
knapp vier Stunden dauern. Die Deutsche Bahn war allerdings mal wieder zu
dem Schluss gekommen, dass Pünktlichkeit überbewertet werde. Also stand
ich plötzlich am Frankfurter Bahnhof und musste feststellen, dass ich
meinen Anschlusszug verpasst hatte. Nachdem ich einige Minuten
unschlüssig umhergeirrt war, fragte ich schließlich eine nette
Zugbegleiterin, die die Zugbindung auf meinem Ticket aufhob, sodass ich
eine viel direktere und schnellere Verbindung nutzen konnte, weshalb ich
eineinhalb Stunden eher in Düsseldorf ankam. (Hin und wieder gereicht
den Fahrgästen die Desorganisiertheit unseres nationalen Zugunternehmens
also doch auch zum Vorteil.) Schließlich kam ich aber doch nicht viel
früher als geplant an der Jugendherberge City-Hostel an, wo das Interview und der Test stattfinden sollten, weil der
Düsseldorfer Bahnhof doch etwas verwirrend sein kann und ich eine Zeit
brauchte, bis ich endlich den richtigen Bus gefunden hatte.
In der Jugendherberge entdeckte ich dann
auch sofort den Bereich von ASSIST, wo schon einige Bewerber saßen und
warteten. Frau Oliver, eine der Mitarbeiterinnen des deutschen
ASSIST-Committees begrüßte mich gleich freundlich und gab mir mein
Namensschild und ich gesellte mich zu den anderen Bewerbern. Die
Stimmung war offen und es war zum Glück keinerlei Konkurrenzdruck zu
spüren. Schließlich wurden wir
aufgerufen, um den ELTIS-Test zu machen, der tatsächlich überaschend
einfach war. Über diesen Test, der wirklich nur elementare
Englischkenntnisse erfordert, braucht man sich keine Gedanken machen,
denn selbst ich, die ich seit zwei Jahren kein Englisch mehr gehabt
hatte (ich hatte Englisch nach der 10. Klasse abgelegt), konnte den Test
ohne Schwierigkeiten lösen. Im Anschluss daran folgte ein kurzes Essay,
ebenfalls in Englisch, für das wir eine halbe Stunde Zeit hatten und
das mir mit meinen eingerosteten Englisch-Fähigkeiten dann doch zunächst
erst schwerfiel. Nachdem ich mich wieder in die Sprache reingefunden
hatte, war aber auch dieses gut machbar. Dabei wurden drei Themen zur
Auswahl gestellt, die alle in igendeiner Weise uns selbst und unsere Persönlichkeit betrafen (d.h. keine politischen Themen): 1. Erkläre eine
besondere Eigenschaft oder Fähigkeit von dir und lege dar, wie du sie
entwickelt hast. 2. Erkläre, welche Eigenschaften du besitzt, die es
erfordert, um eine Gruppe leiten zu können. 3. Was würdest du zu deiner
neuen Schule beitragen können.
Ich hatte mich schließlich für
Thema 1 entschieden und im Endeffekt viele Aspekte aus meinem Essay aus
der schriftlichen Bewerbung aufgegriffen.
Als Letztes folgte dann
das Gespräch mit Vertretern der deutschen und amerikanischen
ASSIST-Delegation, ebenfalls auf Englisch zusammen mit zwei anderen
Bewerberinnen. Zunächst sollten wir auf einer Deutschlandkarte zeigen,
wo wir herkommen, und erklären, was unsere Heimatstadt besonders macht.
Dann wurden uns Fragen zu unseren Essays aus der schriftlichen Bewerbung
gestellt. Diese habe ich wohl etwas zu knapp beantwortet, denn mein
Essay war bereits sehr ausführlich gewesen und es erschien mir
überflüssig, die Informationen aus dem Essay zu wiederholen, wo doch die
Interviewer selbiges ohnehin gelesen hatte. Dann folgten Fragen, die
man spontan beantworten sollte und über die man nicht länger nachdenken
konnte, wie zum Beispiel: Was war der interessanteste Ort, den du je
besucht hast? Wenn du dein ganzes Leben lang nur 13 oder nur 63 Jahre
alt sein könntest, welches Alter würdest du wählen? Wenn du eine Blume
wärst, welche? Diese Fragen wurden jedem einzeln gestellt, schließlich
sollten wir Bewerber aber auch noch zusammen eine Diskussion führen zu
dem Thema: Wenn ihr eine Million Dollar hättet, wie würdet ihr die
nutzen. Wir entschieden uns schließlich eine Organisation für lokale
Flüchtlingshilfe zu gründen.
Alles in allem, war die Atmosphäre
beim Gespräch sehr locker und die Interviewer waren auch sehr
nachsichtig, wenn man vielleicht ein Wort etwas falsch ausgesprochen
hatte und fragten notfalls nach. Genauso konnten auch wir Bewerber
jederzeit fragen, wenn wir etwas nicht ganz verstanden hatten. Obwohl
ich im Englischen nach so einer langen Pause also zunächst nicht flüssig
war, war das Gespräch überhaupt nicht schlimm. Schließlich informierten
uns die Auswähler, dass wir wohl Mitte Januar erfahren würden, ob wir
aufgenommen werden würden und ein Stipendium erhalten würden, und falls
ja, in welcher Höhe.
Jetzt hieß es also wiederum warten und hoffen und zwar einen langen Monat...
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